Ingenieure sind Experten auf Fachgebieten von Technologie, Industrie und Wirtschaft. Sie nutzen Erkenntnisse der Naturwissenschaften, um sich neue Systeme auszudenken, zu entwickeln und zu realisieren. Diese Systeme können einfache Geräte und Maschinen oder komplexe Bauwerke und Anlagen sein. Die Erkenntnisse stammen aus der Physik, der Chemie oder der Biologie. Manchmal waren Vorbilder aus der Natur die Ideengeber. Häufig stiften auch Irrtümer oder Schwächen voriger Systeme Ideen für Verbesserungen. Idealerweise resultiert aus der Idee und deren Umsetzung ein praktischer Vorteil und damit verbunden auch ein wirtschaftlicher Nutzen.
Die Gestalter technischer Erfindungen wurden seit dem Mittelalter als Ingenieure bezeichnet. Bekannte Namen früher Erfinder sind Leonardo da Vinci, Galilei Galilei oder Archimedes. Da Vinci erfand unter anderem 1483 den Fallschirm, Galilei 1597 das Thermometer und Archimedes 260 v. Chr. den Flaschenzug.
Mit dem Voranschreiten der Naturwissenschaften wuchsen die Erkenntnisse, die immer schneller zu weiteren Erfindungen führten. Diese Beschleunigung des Wissens hält bis heute an. Neue Technologien führen zu neuen Erkenntnissen und so weiter. Die Erfinder bilden heute die umfangreiche Berufsgruppe der Ingenieure. Die Ausbildung im Ingenieurwesen perfektioniert diese Entwicklung zunehmend.
Während früher Neugier, Fantasie und Zufall Erfindungen hervorgebracht haben, stehen heute systematische Entwicklungsprozesse inklusive Computersimulation und Rapid Prototyping auf dem dichtgedrängten Gantt Diagramm. Innovationen müssen keine Erfindungen mehr sein und Erfinder müssen nicht unbedingt Ingenieure sein. Der wirtschaftliche Nutzen steht nach wie vor im Zentrum der ingenieurmäßigen Tätigkeit.
Produkte und Anlagen sind derart komplex geworden, dass meist Experten auf mehreren Fachgebieten gefordert sind. Entwicklungsprozesse selbst brauchen wiederum Experten, um die Prozesse im Sinne eines zertifizierten Qualitätsmanagements immer weiter zu optimieren. Und bevor irgendetwas in Realität umgesetzt wird, kann ein digitaler Prototyp sämtliche Schritte von der Herstellung über ein definiertes Belastungsprofil entlang der gesamten Produktlebensdauer bis in die Wiederverwertung der Rohstoffe durchlaufen. In diesem Umfeld blüht eine bunte Palette von Ingenieurberufen, von denen auf diesen Seiten zunächst nur einige vorgestellt werden.
Für viele Ingenieure ist die Freude an der Umsetzung eigener Ideen ein wichtiger Antrieb. Und das Erfolgserlebnis, wenn sie das Ergebnis ihrer Arbeit in Form von Produkten, Fahrzeugen, Häusern, Straßen oder Unternehmenswachstum sehen können. Im Verlauf komplexer Projekte gerät dieser Aspekt leicht in den Hintergrund. Zum Abschluss erinnern sie sich aber bestimmt wieder daran.
Der berufliche Alltag von Ingenieuren in der Entwicklung ist Planung, Entwurf, Konstruktion, Test, Erprobung und Betreuung der weiteren Umsetzung. In der Produktion geht es ebenfalls um Planung, Organisation und Absicherung der Qualität. Vertrieb, Marketing und Einkauf können ebenso zu Ihren Einsatzbereichen gehören.
Der Status des freien Berufes ermöglicht es Ingenieuren wie u. a. auch Ärzten und Journalisten, ohne weitere Voraussetzungen selbstständig zu arbeiten. Sie brauchen nicht einmal eine Gewerbeanmeldung.
„Freiberufler haben eine besondere beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung. Daraus erbringen sie persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit.“ So lautet sinngemäß die amtliche Beschreibung.
Ingenieure genießen einen guten Ruf. Preußische Tugenden wie Pünktlichkeit, Ordnung und Fleiß werden gerne mit Ingenieuren in Verbindung gebracht. Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit sind Werte, die in der Entwicklungsarbeit Erfolge begünstigen. Entwicklung bedeutet häufig „aus Fehlern lernen“. Dazu ist es unerlässlich, auch eigene Fehler einzugestehen und Erkenntnisse daraus für Verbesserungen zu nutzen. Im Qualitätswesen ist dies ein Grundsatz, um im kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) Zuverlässigkeit, Nutzen und den Wert von Produkten und Prozessen zu erhöhen.
Einschlägige Organisationen wie der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) erheben den Anspruch auf Führerschaft und Verantwortung aufgrund ihres umfangreichen Technikwissens. Digitalisierung und damit verbundene gesellschaftliche Umbrüche erfordern einen verantwortlichen Umgang mit dem Wissen und den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Abgeleitet daraus orientieren sich viele Ingenieure an ethischen Leitlinien und einem Verhaltenskodex.
Im Ingenieurberuf sind überdurchschnittlich viele soziale Aufsteiger tätig, die nicht aus Akademikerfamilien stammen. Angestellte verdienen etwa 40.000 bis 90.000 Euro jährlich.